Beziehung zwischen depressiv Erkrankten

Eine Partnerschaft an und für sich ist nicht immer einfach und über die Jahre von Höhen und Tiefen gezeichnet. Ein Künstler aus dem Landkreis Erding hätte es kaum besser beschreiben können als in seinem Bild mit einem kleinen und einem großen Herzen. Seine Erklärung dazu lautet, dass die Liebe beider Partner immer unterschiedlich groß ist. Mal ist sie stärker und mal weniger stark bei beiden Partnern. Der Trick ist es, beide Herzen auf gleicher Größe zu halten.

Es gibt viele Artikel und Erfahrungen dazu, wie schwierig es für Nicht-Depressive eine Beziehung mit einem depressiv Erkrankten zu führen. Nicht-Depressive benötigen viel Kraft, um einen verständnisvollen Umgang mit der Krankheit zu erlernen. Am Anfang ist es mit Sicherheit sehr schwierig, weil viele Dinge wie beispielsweise plötzliche Stimmungswandel kaum nachvollziehbar oder berechenbar sind.

Es kann hier auch schnell zu einer Überlastung oder einem Burnout bei dem eigentlich gesunden Partner kommen. Wichtig ist es, zu versuchen offen miteinander zur reden – soweit dies möglich ist. Außerdem kann man sich externe Unterstützung und Beratung holen, wenn man selbst nicht mehr weiter weiß.

So, aber wie ist das nun, wenn beide eine depressive Erkrankung haben und sich bestens mit diesem Gefühl auskennen? Ein häufiges Vorurteil von Nicht-Erkrankten ist die Meinung, das sei nicht gut, weil beide Partner sich gegenseitig runterziehen. Diesen Punkt kann ich aus eigener Erfahrung entkräften. Jedoch sind Menschen und ihre depressiven Erkrankungen so unterschiedlich, dass es auch Fälle gibt, auf die diese Aussage doch zutrifft.

Hier denke ich, dass es schwierig ist, wenn man oft mit dem Thema Suizid belastet wird. Dies erzeugt dann ständige Angst und schadet dem Zusammenleben. Suizidale Gedanken sind meiner Meinung nach WARNSIGNALE, dass jetzt sofort zu handeln ist und dies ist von allen Seiten immer ernst zu nehmen. Selbstmordversuche sind Hilfeschreie nach Unterstützung bei der Suche aus einer ausweglosen Situation.

In einer Partnerschaft von zwei depressiv Erkrankten können beide Partner oft gut aufeinander eingehen und sich unterstützen. Das Verständnis und die Erfahrung mit der Krankheit ist ja auf beiden Seiten vorhanden und depressive Phasen verlaufen meist nicht synchron. So kann es gelingen, seinen Partner authentisch und einfühlsam aufzubauen.

Hier eine Aussage eines Depressiven:

Also prinzipiell ist es ja bei jedem unterschiedlich ausgeprägt; keine Depression gleicht so 100 % einer anderen. In meiner letzten Beziehung war es so dass, je nachdem, wem von uns es schlechter ging, hat der eine den anderen unterstützt und versucht ihn oder sie – im Rahmen seiner Möglichkeiten – aufzufangen. Das ging – je nach Tagesform – mal besser, mal schlechter.

Komplexer wird so eine Beziehung zwischen Depressiven dann, wenn andere Erkrankungen dazu kommen wie Borderline oder Schizophrenie. Auch eine Sozialphobie kann zur Belastungsprobe werden, wenn z.B. ein depressiv erkrankter Partner ein Partygänger ist. Für zwei psychisch Erkrankte kann es also schwierig werden, einen guten gemeinsamen Weg zu finden.

Es kommen aber auch komischerweise immer wieder Raucher und Nicht-Raucher zusammen, obwohl das ziemlich absurd ist 🙂

Ob eine Beziehung zwischen zwei Depressiven funktioniert oder nicht, hängt nicht immer nur von der depressiven Erkrankung ab. Es gibt auch noch weitere Paar-Probleme, und mit manchen Problematiken, die psychisch gesunde Partner nicht zusammen meistern können, haben depressive Paare gar keine Probleme. Man kann also nicht pauschal sagen, welche Beziehung funktioniert und welche nicht.

Somit komme ich zu dem Schluss, dass alle Menschen – egal ob depressiv oder nicht – so unterschiedlich sind wie Steine in einem Fluss. Jeder hat andere Erfahrungen gemacht und kommt zu anderen Meinungen. Liebe versetzt ja auch bekanntlich Berge 🙂 Ich hoffe, dass jeder den richtigen Weg findet um zu zweit glücklich zu werden.