Selbsthilfe in Sachen Beziehungen, Umgang mit Freunden, Angehörigen usw.
Am vorletzten Donnerstagabend im August stand unser Treffen unter dem Thema der zwischenmenschlichen Beziehungen. Ob mit Familie, Partnern oder anderen Bekanntschaften, zwischenmenschliche Beziehungen wollen gepflegt werden, wenn sie Bestand haben sollen. Gerade das kann für depressiv Erkrankte eine Herausforderung sein, da sich einige in akuten Phasen oft lieber zurückziehen. Hier wollen wir mit unserer Selbsthilfegruppe das Angebot machen, sich auch in schwierigen Zeiten mit Menschen mit ähnlichen Erfahrungen zu treffen.
An unserem Gruppenabend haben wir anhand von 5 allgemeinen Problemstellungen besprochen, wie sich für uns der Umgang mit zwischenmenschlichen Beziehungen gestaltet. Ein erstes Problem, das in jeder Beziehung/Freundschaft usw. auftreten kann, ist das fehlende Interesse am Gegenüber. Wenn man den anderen abstempelt und nicht mehr nachfragt, was ihn oder sie bewegt, kommt es zum Stillstand. Das kann einerseits passieren, wenn z.B. ein psychisch Erkrankter erstmal Ablehnung von einer nahestehenden Person aufgrund der Erkrankung erfahren hat und denkt, dass es immer so sein wird. Oder eben umgekehrt; wenn eine ‚gesunde‘ Person davon ausgeht, dass der Andere jetzt immer krank sein wird.
„Heilung erfolgt, wenn man sich vergegenwärtigt, dass man sein Gegenüber niemals kennt und die Beziehung immer wieder neu herstellt, durch Anteilnahme und Nachfragen.“ (Meyer 2014)
Außerdem kann es zu Beziehungsproblemen kommen, wenn man die eigene Meinung oder das was man selber braucht, immer über die Meinung oder Bedürfnisse des Anderen stellt. Manche Depressive haben das Problem, ihr ‚Eigenes‘ gar nicht mehr richtig zu spüren oder ausdrücken zu können. Hier ist Selbstliebe sehr wichtig und von ‚Gesunden‘ die Haltung, dass der Andere seinen Raum hat oder seinen Anteil bekommen soll, auch wenn er das selbst gerade nicht so gut kann.
Was nun, wenn es zu einem Bruch in der Freundschaft oder Ähnlichem kommt? Verletzungen liegen in der menschlichen Natur; wichtig wäre es aber, sich versöhnlich zu zeigen und auch wieder verzeihen zu können. Einige depressive Erkrankte kennen den Vorwurf ‚Raff‘ dich doch mal auf – das kann doch nicht sein, dass du nichts unternimmst‘ gut. Und Angehörige leiden natürlich oft unter dieser Starre ihrer Lieben. Es wäre schön, wenn diese Vorwürfe immer mal wieder auch unterbrochen werden können und vielleicht in stabileren Phasen eine Aussprache stattfindet.
Unversöhnlichkeit kann nämlich in einem verschlossenen Herzen enden, und
„wer sein Herz verschlossen hat, glaubt, es gegen jemanden bestimmten verschlossen zu haben. Doch tatsächlich richtet sich ein verschlossenes Herz immer gegen einen selbst.“ (Meyer 2014)
Rechts im Bild: Unser schwarzer (Depressions-)Hund und die 5 Problematiken nach Meyer – https://www.huffingtonpost.de/thomas-meyer/die-funf-problemstellungen-der-zwischenmenschlichen-beziehung-und-ihre-heilung_b_5430050.html