Es allen Recht machen? Rückblick Gruppentreffen

An diesem Donnerstag sprachen wir über die Schwierigkeit, es allen Recht zu machen. Dazu las Alex ein Geschichte von Nassrat Peseschkian vor

Ein Vater zog mit seinem Sohn und einem Esel in der Mittagsglut durch die staubigen Gassen von Kesha. Der Vater saß auf dem Esel, den der Junge führte. >>Der arme Junge<<, sagte da ein Vorübergehender.>>Seine kurzen Beinchen versuchen mit dem Tempo des Esels Schritt zu halten. Wie kann man so faul auf dem Esel herumsitzen, wenn man sieht, dass das kleine Kinde sich müde läuft.<< Der Vater nahm sich dies zu Herzen, stieg hinter der nächsten Ecke ab und ließ den Jungen aufsitzen. Gar nicht lange dauerte es, da erhob schon wieder ein Vorübergehender seine Stimme:>>So eine Unverschämtheit. Sitzt doch der kleine Bengel wie ein Sultan auf dem Esel, während sein armer, alter Vater nebenher läuft.>> Dies schmerzte den Jungen und er bat den Vater, sich hinter ihn auf den Esel zu setzen. >>Hat man so etwas schon gesehen?>> keifte eine schleierverhangene Frau, >>solche Tierquälerei! Dem armen Esel hängt der Rücken durch, und der alte und der junge Nichtsnutz ruhen sich auf ihm aus, als wäre er ein Diwan, die arme Kreatur!<< Die Gescholtenen schauten sich an und stiegen beide, ohne ein Wort zu sagen vom Esel herunter. Kaum waren sie wenige Schritte neben dem Tier hergegangen, machte sich ein Fremder über sie lustig: >>So dumm möchte ich nicht sein. Wozu führt ihr denn den Esel spazieren, wenn er nichts leistet, euch keinen Nutzen bringt und noch nicht einmal einen von euch trägt?<< Der Vater schob dem Esel ein Hand voll Stroh in Maul und legte seine Hand auf die Schulter seines Sohnes. >>Gleichgültig, was wir machen<<, sagte er, >>es findet sich doch immer jemand, der damit nicht einverstanden ist. Ich glaube, wir müssen selbst wissen, was wir für richtig halten.<<

Im Anschluss tauschten wir uns zu dem Thema aus. Viele haben oftmals in ihrer Jugend versucht, es allen Recht zu machen – v.a. ihren Eltern – und benötigten viel Kraft dafür. Irgendwann will man nur noch allen anderen gerecht werden und vergisst sich selbst und die Frage: Was möchte ich eigentlich? John Lennons Mutter sagte ihm in frühen Kinderjahren, 

„Das Wichtigste, was du in deinem Leben werden solltest, ist glücklich.“ 

Einige Jahre später wurde John Lennon in der Schule gefragt, was er später einmal werden möchte und er antwortete, „glücklich“. Der Lehrer meinte, er hätte die Frage nicht richtig, aber John Lennon antwortete dem Lehrer :

„Sie haben das Leben nicht verstanden.“ 

In der Geschichte mit dem Jungen, dem Vater und dem Esel ist gut zu sehen, dass es gar nicht möglich ist, es jedem Recht zu machen. Eltern versuchen ihren Kindern zu helfen, indem sie über die Erziehung einen Weg vorgeben, was sie für ihre Nachkommen für richtig halten. Natürlich ist es gut, wenn Eltern ihren Kindern eigene schlechte Erfahrungen und Situationen ersparen wollen. Jedoch ändern sich Gesellschaften und Situationen im Laufe der Zeit. Dadurch kommt es zu anderen Entscheidungen…

An unserem Gruppenabend ging es weiter mit einer Übung, die Matthias partnerweise anleitete. Dabei steht man sich gegenüber und die eine Person fragt die andere immer wieder: Wer bist du? Der Partner antwortet so lange auf die Frage, bis er Stopp sagt.

Wer bist du?

Ich bin ein Mensch.

Wer bist du?

Ich bin Freund.

Wer bist du?

Ich bin stark.

Wer bist du ?

Ich bin schwach.

Es war sehr interessant, wie unterschiedlich die Antworten waren. Manche fanden wenige Antworten, andere wiederum 10-12 Stück. Dies Übung dient dazu, unterschiedliche Erkenntnisse über das eigene ICH zu gewinnen. Danach sprachen wir über die Eindrücke eines Jeden.

Zum Abschluss dieses Donnerstagabends las Alex noch ein Märchen der Brüder Grimm vor.

https://www.youtube.com/watch?v=a9ozh2lPzZs