Bindungs-Traumatisierung Gesprächsabend Mitte November

Bei unserem Gesprächsabend Mitte November hat eine Teilnehmerin über das Thema Bindungs-Traumatisierung informiert. Sie hatte einen Vortrag im Traumahilfezentrum München von der Diplom-Psychologin Anneke Mahler besucht und diese hilfreichen Informationen in unsere Gruppe ‚weitergetragen‘. Wir freuen uns immer, wenn unsere Gruppenteilnehmer im Sinne unseres Gruppennamen ‚aktiv für die Psyche‘ werden und hier folgt ein ausführlicherer Bericht dessen, was unsere Teilnehmerin uns mitgeteilt hat.

Wir erfuhren, dass emotionale Bindung, die schon im Mutterleib beginnt, für das Leben so grundlegend wie Luft zum Atmen ist. Sie sichert das Überleben und die gesunde Entwicklung eines Säuglings. Ein Grundgefühl der Sicherheit, Wärme und Geborgenheit entsteht und trägt durch das Leben.

Wenn diese Bindungserfahrung in den ersten Lebensjahren durch eine Vielzahl von sich anhäufenden Kleinst-Traumen (Mehrzahl von Trauma) gestört ist, führt dies zu einem Kollaps im System und ein Bindungstrauma entsteht. Ein sog. Mikrotrauma kann entstehen, wenn das Kind z. B. emotionale Kälte, Desinteresse, Situationen des Alleinsseins, andauernde Entwertungen, Beschimpfungen, Verfluchen, Herabsetzungen, ständige Überforderungen erlebt. Oder wenn die Eltern oder Bezugspersonen psychisch / physisch krank sind oder sich unberechenbar verhalten, z. B. manchmal liebevoll sind und manchmal beleidigend, dann sinnlose Verbote, Erpressung, Ausgrenzung, Schweigen, Bestechung benutzen. Es können einige wenige dieser genannten Auslöser ausreichen für ein Bindungstrauma.

Es muss aber nicht zu einem Trauma kommen, wenn das Kind eine stabile Beziehung zu einer anderen Bezugsperson hat, wenn positive Kontakte zu Gleichaltrigen vorhanden sind oder wenn es ein wertschätzendes Klima in den Bildungseinrichtungen gibt.

Die Folgen eines Bindungstraumas reichen bis ins Erwachsenenalter. Man fühlt sich so, als ob man auf Dornen läuft, in Alarmbereitschaft lebt, Gefühle der Angst, Wut, Scham, Schuld, des Alleingelassen-Seins und der Hilflosigkeit hat, und diese oft im abrupten Wechsel erlebt und schlecht regulieren kann.

Es macht Mut, zu erfahren, dass unser Gehirn unser formbarstes Organ ist, das wir haben. Wir brauchen die Hoffnung nicht zu verlieren. Die Verhaltensweisen, die uns heute oft behindern, waren früher überlebensnotwendig. Zu erkennen, dass Schuld- und Schamgefühle in der Kindheit entstanden sind, aus der falschen Schlussfolgerung, ich wurde so schlecht behandelt, weil ich es nicht wert bin, o. ä., ist befreiend und erlösend. Eine Therapie mit korrektivem Gegenüber ist wichtig. In einem wertschätzendem Beziehungsklima ist ein ‚Nachnähren‘ möglich, das heißt man kann gewisse Defizite wieder aufholen.

Hier noch ein Video-Tipp von „selfhelpfortrauma“; darin geht es um eine einfache Klopfübung, um sich wieder in der Gegenwart zu verankern: https://www.youtube.com/watch?v=Od5ql7hNP4w